Vertebrale Kompressionsfraktur (VCF)

Vertebrale Kompressionsfrakturen (VCFs) sind Brüche der Wirbelkörper. Diese können durch Traumen oder bei Patienten, die unter Osteoporose oder Osteogenesis imperfecta leiden, durch Schwächung der Wirbelkörper verursacht werden. Bei gesunden Patienten treten solche Schädigungen meist durch extreme vertikale Stöße ein, beispielsweise verursacht durch Schleudersitze. Bei lateralen Ansichten regulärer Röntgenaufnahmen erscheinen Kompressionsfrakturen der Wirbelsäule als Keildeformationen bei stärkerem anteriorem als posteriorem Höhenverlust und intakten Pedikeln in der anteroposterioren Ansicht.

Die Knochen der Wirbelsäule unterscheiden sich von sämtlichen anderen Knochen des menschlichen Skeletts. Beispielsweise weisen die langen Beinknochen eine höhere Festigkeit und Dichte als die Knochen der Wirbelsäule auf.

Kräftige, dichte Knochen ermöglichen den Beinen, auch drastische Bewegungen schadlos zu überstehen. Die Wirbelkörper jedoch weisen eine weniger dichte, porösere Struktur auf, um auch Beuge- und Drehbewegungen zu ermöglichen. Da die Wirbelkörper eine geringere Stabilität als Beinknochen aufweisen, besteht eine erhöhte Bruchgefahr.

  • VCF-Ursachen

    Eine vertebrale Kompressionsfraktur (VCF), auch Wirbelsäulenfraktur genannt, tritt auf, wenn ein Knochen der Wirbelsäule bricht oder kollabiert. Falls mehrere Wirbelsäulenfrakturen auftreten, kann es zu Abnahme der Körpergröße oder Verformungen der Wirbelsäule wie Buckelbildung kommen.

    Osteoporose

    Osteoporose ist ein Zustand, der durch Abnahme der Knochendichte charakterisiert wird, einhergehend mit Festigkeitsverlusten und Bruchanfälligkeit des Knochenmaterials. Osteoporose führt zu anormal porösen Knochen, die sich wie ein Schwamm komprimieren lassen. Diese Störung des Skeletts schwächt die Knochen und führt zu häufigen Knochenbrüchen.

    Normale Knochen setzen sich aus Protein, Kollagen und Calcium zusammen, die dem Knochen seine Festigkeit verleihen. Von Osteoporose betroffene Knochen können bereits bei relativ geringfügigen Verletzungen brechen, die unter normalen Umständen nicht zu einer Knochenfraktur führen würden. Solche Frakturen können in Form von Brüchen (wie bei Hüftfrakturen) oder Kollabieren (wie bei Kompressionsfrakturen der Wirbelkörper) auftreten. Wirbelsäule, Hüfte, Rippen und Handgelenke sind in erster Linie von durch Osteoporose verursachten Knochenbrüchen betroffen, obwohl Osteoporose-bedingte Frakturen nahezu im gesamten Skelettsystem auftreten können.

    Krebs

    Krebszellen produzieren Faktoren, die zu verstärktem Wachstum führen. Diese Faktoren zerstören oft lokale Knochensubstanz. Im Röntgenbild sichtbare Zerstörungen der Knochensubstanz werden Läsionen genannt.

    Bestimmte Krebsarten, beispielsweise multiple Myelome, treten in Knochensubstanz auf und wirken sich bekanntlich auch auf die Wirbelsäule aus. Weitere Krebsarten treten an anderer Stelle im Körper auf, verbreiten sich jedoch bis zur Wirbelsäule. Knochenkrebs (Metastasen) entstehen durch Ausdehnung des Krebses von der primären Stelle des Auftretens bis zum Knochen. Brust-, Lungen- und Prostatakrebs dehnen sich häufig bis auf die Knochen aus und befallen oftmals auch die Wirbelsäule.

    Tumoren destabilisieren den Knochen, schwächen seine Struktur und führen zu einer höheren Anfälligkeit gegenüber Brüchen. Krebszellen fördern darüber hinaus die Zerstörung der Knochensubstanz, was wiederum zur Ausschüttung von Faktoren führt, die das Wachstum von Krebszellen begünstigen.

    Krebszellen benötigen Nährstoffe zum Wachstum. Die reichhaltige Blutversorgung der Wirbelkörper zeichnet vermutlich dafür verantwortlich, dass mestastatischer Krebs gewöhnlich an dieser Stelle entsteht und sich später auf den Rest der Wirbelsäule ausdehnt.

    Multiples Myelom

    Das multiple Myelom ist eine Krebsart, welche Plasmazellen des Knochenmarks befällt. Diese seltene und komplexe Erkrankung ersetzt gesundes Knochenmark durch maligne Plasmazellen (Myelomzellen). Im Laufe des Tumorwachstums werden auch die äußeren, härteren Teile der Knochensubstanz befallen. Läsionen treten in erster Linie an der Wirbelsäule auf.

    Das multiple Myelom wird deswegen so genannt, da gewöhnlich mehrere Abschnitte des Knochenmarks auf einmal befallen werden. Beim multiplen Myelom wird auch die Bildung von Zellen durch das Knochenmark verhindert, die zum Funktionieren des Immunsystems unerlässlich sind; Betroffene sind daher besonders anfällig gegenüber Infektionen und anderen Erkrankungen.

    Die meisten Myelompatienten klagen über Schmerzen, insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule. Vorrangig sind es Rückenbeschwerden und allgemeine Schwäche, die Patienten mit bisher nicht diagnostizierter Myelomproblematik zum Arztbesuch veranlassen.

  • Klinische Konsequenzen

    Kyphose ist ein Begriff, der eine Vorwärtskrümmung der Wirbelsäule bezeichnet. Ein Buckel wird oft durch Kollabieren der Wirbelkörper verursacht.

    Bereits ein einziger, deformiert verbleibender Wirbelbruch führt zu einer Verkürzung der Wirbelsäule nebst Vorwärtskrümmung, die sich negativ auf die Ausrichtung der Wirbelsäule auswirkt. Die Verformung der Wirbelsäule wird durch jede weitere Fraktur verstärkt. Diese Änderung des Wirbelsäulenverlaufs kann zur Stauchung innerer Organe führen und sich auf Atmung, Nahrungsaufnahme und Verdauung auswirken. Eine Änderung der Haltung zur Kompensation der kyphotischen Deformation kann sich auf den Gang und die Belastung von Rücken und Gelenken auswirken. All diese Faktoren können medizinische Probleme verursachen, die zunächst nicht mit der Wirbelsäule in Verbindung gebracht werden. Zu durch Kyphose verursachten gesundheitlichen Problemen zählen:

    • Reduzierte Lungenfunktion
    • Verminderte Mobilität, Gleichgewichtsverlust und höhere Fallgefahr
    • Verminderte Tagesaktivitäten, längere Bettaufenthalte
    • Appetitverlust und Schlafstörungen
    • Chronische Rückenbeschwerden nebst Erschöpfungszuständen
    • Verminderte Lebensqualität
    • Vereinsamungsgefühl und Traurigkeit
    • Erhöhtes Risiko künftiger Frakturen
    • Erhöhtes Todesrisiko
  • Diagnose

    Viele Patienten betrachten durch Wirbelsäulenfrakturen verursachte Beschwerden als Muskelverspannungen oder „geringfügige Rückenbeschwerden“. Viele Menschen können sich nur schwerlich vorstellen, dass Knochenbrüche auch bei normalen, nicht belastenden Aktivitäten eintreten können. Die Problematik wird durch die Tatsache intensiviert, dass vertebrale Kompressionsfrakturen oft nur von leichten, teilweise unmerklichen Schmerzen begleitet werden.

    Obwohl Sie eine Schwächung der Knochensubstanz eventuell nicht bemerken, können Sie eine Wirbelsäulenfraktur dagegen durchaus bemerken. Plötzliche, intensive Schmerzen, die nicht mit der derzeitigen Aktivität in Verbindung gebracht werden, sind Anzeichen einer vertebralen Kompressionsfraktur.

    Zu Symptomen, die gewöhnlich bei durch Osteoporose oder Krebs verursachten vertebralen Kompressionsfrakturen auftreten, zählen:

    • Nachlassen des Schmerzes im Liegen
    • Zunahme des Schmerzes beim Sitzen oder Stehen
    • Plötzliches Auftreten von Rückenschmerzen, die nicht mit der derzeitigen Aktivität in Beziehung stehen

    Falls eine Wirbelsäulenfraktur nicht diagnostiziert oder ohne chirurgischen Eingriff behandelt wird, heilen Knochen gewöhnlich in gebrochener Stellung aus. Dies kann die Form Ihrer Wirbelsäule beeinträchtigen. Beispielsweise bemerken Sie oder andere:

    • Sie sind kleiner als gewöhnlich
    • Ihre Wirbelsäule krümmt sich nach vorne (Buckel)
    • Ihre Kleidung passt nicht mehr richtig

    Durch Verformungen der Wirbelsäule verursachte Rückenbeschwerden wirken sich nachweislich auf Gesundheit und Lebensqualität aus. Ein Verzicht auf chirurgische Behandlung kann die Rückenbeschwerden verstärken und weitere Komplikationen verursachen. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt über alle drei hauptsächlichen Verfahren – Vertebroplastie, Wirbelkörperaugmentation (Kyphoplastie) oder Vesselplastie – lassen Sie sich hinsichtlich des besten Verfahrens zur Behandlung Ihrer Buchsituation beraten. Bei sämtlichen Behandlungsvarianten handelt es sich um minimalinvasive Eingriffe zur Korrektur von Wirbelsäulenfrakturen, die Ihnen die Rückkehr zum normalen Alltag erleichtern können.